Beruf oder Berufung?
Okay, das ist jetzt zu viel gesagt. Ist ja nur ein kleiner Nebenverdienst, zum Taschengeld.
Ich mache das jetzt schon seit Anfang dieses Schuljahrs. Und es macht Spaß. Ich habe mit meinem Lieblingssport zu tun, und ich bekomme Geld. Klar ist es schwer. Und Zeitaufwendig. Aber das ist es mir Wert. Für alle, die es mal in Erwägung gezogen haben, die Ausbildung zu machen, werde ich mal meine Erfahrungen mit euch teilen (und für die anderen natürlich auch).
Letztes Jahr, so circa um diese Zeit, fragte eine gute Freundin aus meiner Mannschaft mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr die Ausbildung zu machen. Sie hatte mit diesem Beruf schon Erfahrungen, da ihre beiden Brüder Schiedsrichter sind. Sie fragte mich also, weil diese Ausbildung alleine zu machen verdammt langweilig ist.
Nach kurzer Bedenkzeit stimmte ich zu. Ich hatte zu dem Moment aber noch nicht gedacht, dass es so hart wird.
Lange Zeit geschah nichts. Dann, bekamen wir irgendwann Bescheid: circa 2 Wochen vor den Sommerferien würden wir für 4 Tage und 3 Nächte ins Sporthotel Ruit (bei Stuttgart) fahren (wirklich toll da). Fand ich sehr geil. Denn so sprangen zwei Tage schulfrei für uns raus.
Nachdem alles mit der Schule geklärt war (zwei Tage hintereinander von der Schule befreit zu werden ist nicht so einfach, aber machbar), freute ich mich sehr darauf. Lernen, wie alle es mir rieten, tat ich nicht wirklich. Ich las zwar in der Tageszeitung jede Woche die "Regelfrage" und lud mir eine Regeltest App herunter (von der erzähle ich später noch), aber wirklich lernen tat ich nicht. Ich dachte, meine 5-jährige Erfahrung als Spielerin und Zuschauerin würde reichen, um die Regeln im ganzen Ausmaße zu verstehen. Oh wie ich mich täuschte.
Der erste Morgen begann. Donnerstag. Nach einer 1,5 Stunde Bahnfahrt, mit nur einmal Umsteigen, kamen wir beide wohlbehalten an. Nachdem wir unser kleines, aber feines Zimmer bezogen hatten, zogen wir uns bequemeres Zeug an, und gingen zur ersten Unterrichtseinheit. Geschockt stellten wir fest, dass wir a), die einzigen Mädchen waren, und b) auch noch die jüngsten (es gab nur zwei Jungs die ebenfalls unter 18 waren, aber die hatten immer noch 3 Jahre Altersunterschied zu uns). Wir waren insgesamt 25.
Und dann ging es auch schon los. Jeder bekam einen riesigen Ordner, das "Handbuch" genannt wurde. Ich stelle mir unter Handbuch ja etwas kleines vor, dass in jede Tasche passt, nicht einen fetten Leitz-Ordner).
Ich habe mich ja am Anfang noch gefreut, dass ich nicht in der Schule war. Nach der ersten halben Stunde bemerkte ich fast keinen Unterschied zum normalen Unterricht, bis auf das es um Fußball ging. Das machte es erträglich.
Nach zwei langen Lerneinheiten ging der Tag zu Ende. Die meisten trafen sich noch zum kicken, wir auch. Es war total witzig mit den teilweise Mitte 30 bis 40 Jährigen Typen zu spielen, denn alle Dudes waren echt okay. Leider war kein richtiger Platz frei, und wir mussten auf so einen kleinen Miniplatz. Danach gingen wir noch im kleinen Hallenbad schwimmen. Okay, schwimmen ist das falsche Wort. Wir stellten uns alle im Kreis auf und versuchten den Ball oben zu halten, während wir im ca Hüfttiefen Wasser standen.
(Bevor wir allerdings mit den anderen Schwimmen durften, nahm uns der Lehrwart zur Seite, und laberte uns mit irgendeinem "wenn die irgendwas tun, dann geht sofort, zieht euch nicht mit denen um...", was wir sowieso schon wussten, aber das musste er)
Den Abend ließen wir dann gesellig mit den anderen unten im Cafe ausklingen, bis um
10 Uhr, dann wurden wir nach oben geschickt.
So ähnlich lief auch der zweite Tag. Nur eben länger, da wir Vormittags und Nachmittags Lerneinheiten hatten. Abends wieder das gleiche.
Doch vor dem Schlafen lernten wir diesmal wirklich. Denn am morgigen Tag gegen Nachmittag war schon die Prüfung.
Wir lernten mit einer Regelfragen-Quiz App, mit meinem Tablet. Damit konnten wir Prüfungen simulieren.
Und wir fielen durch. Und wieder. Und wieder. Und wieder.
Nachdem wir den Test ca 20 Mal gemacht hatten, bestanden wir endlich. Doch auch danach lernten wir weiter. Ich habe noch nie in meinem Leben so hart für eine Klassenarbeit oder ähnliches gelernt wie an diesem Wochenende.
Der Samstag wurde noch schlimmer. Vormittags wurde nochmal alles wiederholt, unklare Details erklärt, Tipps gegeben.
Nach dem Mittagessen war es dann soweit.
Gut bestückt mit einer Banane, einer Cola, Wasser, einem Riegel und einem Kaffee ging ich in die Prüfung, die ca 20 Minuten in Anspruch nahm. Natürlich habe ich es nicht geschafft alles zu vertilgen. Ich habe nur die Banane und den Kaffee geschafft.
Der Test an sich lief eher so mäßig gut. Ich ging mit gemischten Gefühlen abgeben. Draußen gab's dann Kaffee Pause, während der Lehrwart korrigierte. Alle diskutierten über die Lösungen. Mir war schlecht.
Dann die große Überraschung: ALLE Teilnehmer hatten bestanden!
(Ich zwar ziemlich knapp, aber bestanden ist bestanden!)
Nachdem diese Anspannungen weg war, war ich verdammt gut drauf. Wir gingen alle nochmal kicken und schwimmen, und genossen den letzten gemeinsamen Abend.
Denn am nächsten Morgen (Sonntag) hieß es schon packen. Nach einer letzten Theorie-Einheit, in der so praktische Dinge wie "Auftreten" und ähnliches besprochen wurden, und einem letzten köstlichen Mittagessen (das Essen in Sporthotels ist allgemein total geil, ich habe zum ersten Mal dort frittierte Tintenfischringe gegessen, ein Traum), hieß es Abschied nehmen (zu schwer viel uns das allerdings nicht).
Doch damit ist es nicht getan. Jedes Jahr gibt es eine Leistungsprüfung, bei dem man auf seine Ausdauer- und Sprintfähigkeiten getestet wird. Danach folgt noch ein Regeltest (genauso einer wie der bei der Prüfung) und danach wird gegrillt. Und das Freitagabends in zwei Monaten. Ich freu mich drauf.
Außerdem muss man regelmäßig zu den monatlichen Schulungen gehen (ein Abend, an dem einem Lehrwart beim Reden zuhört, nicht schlimm, aber eben etwas nervig). Und es gibt noch ein Training extra für Schiris, das aber keine Pflicht ist.
Dazu eben noch in der Saison teilweise 2 Mal die Woche ein Spiel leiten. Frisst viel Zeit. Aber lohnt sich. Neben der Aufwandsentschädigung, macht sich so etwas auch sehr im Lebenslauf, besonders wenn man sich für ein Studium oder eine Ausbildung im Sportbereich bewirbt. Und, wenn man selber spielt (und schaut), dann bekommt man mehr Verständnis für den Schiedsrichter. Eigentlich sollten alle Spieler mal so eine Ausbildung machen, dann würde es wahrscheinlich zu viel weniger Vorfällen auf Plätzen kommen, wie z.B das der Schriri beleidigt oder sogar angegriffen wird.
Ich muss aber auch darauf hinweisen, dass Schiedsrichter nicht gerade beliebte Personen sind. Ich wurde schon von 10 Jährigen Kindern auf der Straße beleidigt. Das trauen die sich. Unmittelbar vor/während/nach dem Spiel machen die das nicht, denn sie wissen, dass ich das alles Melde. Irgendwo in meinem Ort allerdings kann ich nichts ausrichten.
Trotz allem. Ich liebe es.
Doch damit ist es nicht getan. Jedes Jahr gibt es eine Leistungsprüfung, bei dem man auf seine Ausdauer- und Sprintfähigkeiten getestet wird. Danach folgt noch ein Regeltest (genauso einer wie der bei der Prüfung) und danach wird gegrillt. Und das Freitagabends in zwei Monaten. Ich freu mich drauf.
Außerdem muss man regelmäßig zu den monatlichen Schulungen gehen (ein Abend, an dem einem Lehrwart beim Reden zuhört, nicht schlimm, aber eben etwas nervig). Und es gibt noch ein Training extra für Schiris, das aber keine Pflicht ist.
Dazu eben noch in der Saison teilweise 2 Mal die Woche ein Spiel leiten. Frisst viel Zeit. Aber lohnt sich. Neben der Aufwandsentschädigung, macht sich so etwas auch sehr im Lebenslauf, besonders wenn man sich für ein Studium oder eine Ausbildung im Sportbereich bewirbt. Und, wenn man selber spielt (und schaut), dann bekommt man mehr Verständnis für den Schiedsrichter. Eigentlich sollten alle Spieler mal so eine Ausbildung machen, dann würde es wahrscheinlich zu viel weniger Vorfällen auf Plätzen kommen, wie z.B das der Schriri beleidigt oder sogar angegriffen wird.
Ich muss aber auch darauf hinweisen, dass Schiedsrichter nicht gerade beliebte Personen sind. Ich wurde schon von 10 Jährigen Kindern auf der Straße beleidigt. Das trauen die sich. Unmittelbar vor/während/nach dem Spiel machen die das nicht, denn sie wissen, dass ich das alles Melde. Irgendwo in meinem Ort allerdings kann ich nichts ausrichten.
Trotz allem. Ich liebe es.
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